An unsere Aktionäre

Brief des Vorstandsvorsitzenden

wir blicken auf ein turbulentes und schwieriges Jahr 2022 zurück. Die Coronavirus-Pandemie hat im Laufe des Jahres ihren Schrecken verloren, und die Passagierzahlen in Frankfurt und international haben sich erfreulicherweise stark erholt. Doch der seit Februar 2022 andauernde russische Angriffskrieg in der Ukraine hat uns alle, auch mich ganz persönlich, schwer erschüttert. Und der Ausgang dieses Konfliktes mitten in Europa sowie mögliche längerfristige Folgen auch auf die Wirtschaft bleiben weiter ungewiss. Aktuell im Fokus stehen dabei insbesondere Fragen nach der weiteren Entwicklung der Verbraucherpreise, allen voran der Energiepreise sowie der Leitzinsen.

Lassen wir das Jahr 2022 kurz Revue passieren. Der Luftverkehr war im ersten Quartal 2022 noch deutlich von der Omikron-Variante des Coronavirus beeinflusst, die zu dieser Zeit vorherrschte. Doch bereits zu Ostern spürten wir die Rückkehr einer starken Reiselust, die auch im Sommer ungebrochen war. Deutlich zeigte sich die große Nachfrage nach touristischen Flugreisen im hohen Passagieraufkommen an unseren Flughäfen in Griechenland. Wir haben dort letztes Jahr sogar mehr Fluggäste begrüßt als im Jahr 2019 vor dem Ausbruch der Pandemie. Auch unser Flughafen in Antalya beförderte zur Hochsaison im dritten Quartal nahezu so viele Passagiere wie in Vorkrisenzeiten. In Frankfurt mussten wir aufgrund der schnell anziehenden Nachfrage im Sommer und der noch bestehenden kapazitativen Engpässe komplexer Hub-Strukturen gemeinsam mit unseren Partnern Maßnahmen ergreifen, um die Abfertigung am Flughafen weitestgehend stabil zu halten. Leider mussten wir dennoch phasenweise zahlreiche Flugstreichungen und eine hohe Unpünktlichkeit verzeichnen. Mit Blick auf weiteres Wachstum arbeiten wir kontinuierlich und sehr eng mit allen Systempartnern zusammen, um die Abfertigung, einschließlich Pünktlichkeit und Wartezeiten, wieder deutlich zu verbessern. An dieser Stelle möchte ich mich bei all denen bedanken, allen voran unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die den Flughafen durch ihren unermüdlichen Einsatz am Laufen gehalten haben. Denn nur so konnten wir im letzten Jahr trotz aller Herausforderungen rund 49 Mio Passagiere am Flughafen Frankfurt zählen. Damit sind wir über unserer Prognose zu Jahresbeginn und am oberen Ende unseres aktualisierten Ausblicks für das Jahr 2022 gelandet. Dies ist ein tolles Ergebnis und eine bemerkenswerte Gemeinschaftsleistung.

Das starke Verkehrsaufkommen wirkte sich positiv auf die Finanzzahlen aus und führte zu einem Anstieg der Umsatzerlöse um 49,0 % gegenüber Vorjahr auf 3,2 Mrd €. Gleichzeitig war der operative Aufwand verglichen zum Vorjahr deutlich höher, was ebenfalls durch das starke und in einzelnen Tagesspitzen konzentrierte Verkehrsaufkommen bedingt war. Dennoch haben wir ein Konzern-EBITDA von 1.029,8 Mio € erwirtschaftet. Hiervon wurden mehr als 50 % an unseren Beteiligungen im Ausland, allen voran in Griechenland, generiert. Das Konzern-Ergebnis lag mit 166,6 Mio € um 81,5 % über dem Vorjahresniveau. Dies ist ein sehr erfreuliches Ergebnis, auch weil sich Einmaleffekte aufgrund der Abschreibung eines Gesellschafterdarlehens im Zusammenhang mit unserem Anteilsbesitz am Flughafen St. Petersburg im Jahr 2022 stark negativ auswirkten.

Schauen wir nun auf das Jahr 2023. Die Branche erwartet trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Situation ein starkes Wachstum. Entsprechend ist es unsere Aufgabe, Ihr Unternehmen auf diesen Hochlauf vorzubereiten und die Leistung und Qualität zu liefern, die unsere Kundinnen und Kunden in Frankfurt aus der Vergangenheit gewohnt sind. Aus diesem Grund laufen alle Maßnahmen zur Qualifizierung und Weiterbildung, insbesondere im Ground Handling, weiter auf Hochtouren. Zudem rekrutieren wir weiter in den operativen Bereichen. Wir bereiten uns also gemeinsam auf ein starkes Jahr 2023 vor, in dem wir die Kundenzufriedenheit wieder steigern müssen. Gleichwohl wird das Jahr 2023 in Frankfurt angesichts der hoch vernetzten Hub-Strukturen und der Arbeitsmarktsituation fordernd bleiben.

Dass unsere Fluggäste mit den Sicherheitskontrollen zufrieden sind, haben wir seit Anfang des Jahres weitgehend selbst in der Hand. Seit dem 1. Januar 2023 ist Fraport für die Durchführung, Planung und Steuerung der Luftsicherheitskontrollen in Frankfurt zuständig. Dies ist ein mir persönlich sehr wichtiger Meilenstein, den wir gemeinsam mit dem zuständigen Bundesministerium und der Bundespolizei erreicht haben. Zusammen mit unseren Dienstleistern am Standort und mithilfe des Einsatzes neuester Technologie arbeiten wir nun an schnelleren und reibungslosen Abläufen für unsere Fluggäste.

Der Bau von Terminal 3 läuft weiterhin nach Plan. Der Flugsteig G ist bis auf letzte, erst für den Betrieb notwendige Einbauten fertiggestellt. Auch der Hochbau inklusive Dach und Fassaden des Terminal-Hauptgebäudes ist nahezu abgeschlossen. Andere Baubereiche, wie die neue Straßenanbindung und das 8.500 Stellplätze fassende Parkhaus, werden zeitnah fertig sein. Entsprechend steht der geplanten Eröffnung zum Sommerflugplan 2026 aus heutiger Sicht nichts im Wege.

Doch nicht nur in Frankfurt machen wir Fortschritte, auch unsere internationalen Beteiligungsflughäfen arbeiten weiter an ihrer langfristigen Wettbewerbsfähigkeit und weisen dabei von Jahr zu Jahr große Erfolge auf. In Lima haben wir im vergangenen Jahr die neue Start-/Landebahn fertiggestellt und nehmen diese demnächst in Betrieb. Der Bau des Terminals dort läuft auf Hochtouren und wird bereits Anfang 2025 in Betrieb gehen. Auch im türkischen Antalya, wo die neue Konzession im Jahr 2027 beginnt, bauen wir gemeinsam mit unserem Partner TAV ein neues Terminal, um für weiteres Wachstum aufgestellt zu sein. Aus Griechenland erwarten wir in diesem Jahr erstmals Dividendenzahlungen – eine sehr erfreuliche Entwicklung.

Sie sehen, verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, Ihr Unternehmen ist weit über Frankfurt hinaus in der Welt für Sie aktiv, denn das internationale Geschäft leistet seit Jahren einen substanziellen Beitrag zum Konzern-Ergebnis.

Auch bei dem wichtigen Thema Klimaschutz kommen wir gut voran. Ende des vergangenen Jahres hat der Vorstand den Masterplan Dekarbonisierung beschlossen. Dieser umfasst umfangreiche Maßnahmen zur Erreichung unseres Ziels, spätestens im Jahr 2045 CO2-frei zu sein. Und diverse Meilensteine auf dem Weg dorthin setzen wir bereits um. Mit dem Bau von Photovoltaikanlagen, der sukzessiven Umstellung unserer Fahrzeugflotte auf elektrische Antriebe und dem Windpark in der Nordsee, der uns ab 2026 Großteile unseres Stroms liefern wird, sind wir bereits heute gut aufgestellt.

Lassen Sie mich Ihnen nun einen Ausblick für 2023 geben: Wir sind in Frankfurt mit einem Passagierniveau von etwa 80 % des Aufkommens von 2019 in das Jahr gestartet. Mit Beginn des Osterreiseverkehrs erwarten wir dann bereits eine höhere Nachfrage, die über Pfingsten und in der Sommersaison auf zeitweise bis zu 90 % des Vorkrisenniveaus steigen kann. Insgesamt gehen wir davon aus, dass wir in Frankfurt in diesem Jahr zwischen über 80 % und etwa 90 % der Passagiere begrüßen werden. Letztlich hängt dies jedoch unter anderem davon ab, wie stark sich die gesamtwirtschaftliche Entwicklung auf die Nachfrage nach Flugreisen auswirken wird. An den internationalen Konzern-Flughäfen gehen wir insgesamt von einer Erholung des Passagierverkehrs in etwa auf das Vorkrisenniveau aus. Hier erwarten wir an unseren griechischen Flughäfen abermals etwas mehr Passagiere als vor Corona. Auch für Lateinamerika rechnen wir mit einer schnelleren Erholung als in Frankfurt.

Die vorgenannten Verkehrsprognosen werden auch unsere wesentlichen finanziellen Leistungsindikatoren positiv beeinflussen. Entsprechend erwarten wir ein Konzern-EBITDA von etwa 1,04 bis circa 1,20 Mrd €. Das Konzern-Ergebnis prognostizieren wir zwischen rund 300 und rund 420 Mio €.

Trotz dieses positiven Ausblicks werden wir der Hauptversammlung angesichts der weiterhin großen Effekte der Coronavirus-Pandemie auf unsere Konzern-Verschuldung keinen Gewinnverwendungsvorschlag unterbreiten.

Ich möchte mich bei Ihnen, verehrte Aktionärinnen und Aktionäre, für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen im vergangenen Jahr bedanken. Ich bin davon überzeugt, dass wir, der Vorstand, gemeinsam mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Systempartnern die richtigen Weichen stellen, damit 2023 ein erfolgreiches Jahr wird.

Ihr

Stefan Schulte