Langfristige Marktentwicklung trotz kurzfristiger Volatilität unverändert positiv

Nach dem weltweiten Verkehrseinbruch bedingt durch die Coronavirus-Pandemie wird sich das Verkehrsaufkommen aktuellen Prognosen von Verbänden und Flugzeugproduzenten zufolge in den kommenden Jahren erholen. Im Anschluss wird erneut ein langfristig stabiles Wachstum des Luftverkehrsmarktes erwartet. Fraport richtet seine Strategie auf die prognostizierte Entwicklung des globalen Luftverkehrsmarktes und dessen Trends aus. Insbesondere ein weltweit angenommenes Wirtschaftswachstum sowie eine global wachsende und stärker konsumierende Mittelschicht werden die Entwicklung positiv beeinflussen. Weitere Aufhol- und Wachstumseffekte resultieren aus der globalen Ausrichtung von Wirtschaft und Bildung sowie dem prognostizierten zunehmenden Verkehr aus Migration und Tourismus. Überproportionales Wachstum wird nach wie vor aus und in den wirtschaftlichen Schwellenländern erwartet.

Strategische Ziele

Die Vision des Fraport-Konzerns mit ihren fünf strategischen Zielen dient der Umsetzung des Leitbildes und hat trotz kurzfristiger Volatilitäten weiterhin Bestand:

Eine Beschreibung der Entwicklung der wesentlichen finanziellen und nichtfinanziellen Kennzahlen im vergangenen Geschäftsjahr ist im Kapitel „Wirtschaftsbericht“ zu finden. Diesbezügliche Prognosewerte für das Geschäftsjahr 2023 sind im Kapitel “Prognosebericht“ enthalten. Die wesentlichen Risiken und Chancen, die sich im Zusammenhang mit der Erweiterung der Flughafeninfrastrukturen in und außerhalb von Frankfurt ergeben, sind dem Kapitel „Risiko- und Chancenbericht“ zu entnehmen.
Wachstum in Frankfurt und international

Die langfristig erwartete Marktentwicklung zeigt, dass der Luftverkehr ein Wachstumsmarkt bleibt. Vor diesem richtet Fraport das Unternehmen aus, um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen und nachhaltig an diesem Wachstum zu partizipieren – sowohl am Standort Frankfurt als auch international.

Trotz der Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie hält Fraport an seinen langfristigen Wachstumszielen fest. Das Verkehrsvolumen soll dem allgemeinen Markttrend folgen, der Aviation-Wertbeitrag gesteigert und ein nachhaltiges EBITDA-Wachstum im Non-Aviation-Bereich erreicht werden. Auch das internationale Geschäft soll weiter nachhaltig wachsen und zum Konzern-EBITDA und -Ergebnis beitragen.

Am Standort Frankfurt sichert der Bau des Terminal 3 die langfristig für ein Wachstum erforderliche Infrastruktur. Der Baufortschritt läuft im Wesentlichen plangemäß, die Eröffnung des neuen Terminals wird zum Sommerflugplan 2026 erfolgen. Die hierdurch entstehende Kapazität von rund 20 Mio Passagieren wird es ermöglichen, ältere Terminalinfrastruktur sukzessive zu modernisieren.

Die Rolle des Flughafens Frankfurt als eines der führenden Frachtdrehkreuze in Europa soll ebenso gestärkt und die Fracht als strategisches Standbein ausgebaut werden. In der Corona-Krise haben die zentrale Lage und die weit entwickelten Cargo-Einrichtungen ein starkes Wachstum der Luftfrachtaktivitäten in Frankfurt ausgelöst. Im Anschluss geriet die Luftfracht durch die geopolitische Instabilität und die operativen Herausforderungen im Wiederhochlauf des Passagierverkehrs unter Druck. Weitere infrastrukturelle Ausbauflächen am Flughafen Frankfurt, das stetig wachsende E-Commerce Segment und der prognostizierte gesamtwirtschaftliche Aufschwung sollen zu einem Wachstum in den nächsten Jahren beitragen.

Auch an den internationalen Standorten führt Fraport die begonnenen und kapazitativ notwendigen Ausbaumaßnahmen fort. In Peru wurde mit der Regierung der Ausbauplan für das neue Passagierterminal finalisiert. Die Inbetriebnahme ist für das erste Quartal 2025 vorgesehen. An den Konzern-Flughäfen in Bulgarien wurde das Engagement um fünf weitere Jahre bis November 2046 verlängert. In diesem Zusammenhang wird das Terminal am Flughafen in Varna in den nächsten Jahren erweitert.

Als Kennzahl für das konzernweite Verkehrswachstum verwendet Fraport insbesondere das Passagieraufkommen am Flughafen Frankfurt sowie an den Konzern-Flughäfen. Fraport misst das konzernweite Ergebniswachstum und steuert dieses unter anderem über die Entwicklung des Konzern-EBITDA und -Ergebnisses, des ROFRA, der Kennzahl Netto-Finanzschulden zu EBITDA sowie des Free Cash Flows. In Anbetracht des dynamischen Wirtschaftsumfelds legt Fraport zusätzlich den Fokus auf die langfristige Sicherung der Liquidität.

Serviceorientierter Flughafenbetreiber

Das Leitbild und der Slogan „Gute Reise! Wir sorgen dafür“ untermauern den Anspruch einer ausgeprägten Kunden- und Serviceorientierung an allen Standorten. Durch motivierte Mitarbeiter, effiziente Prozesse und anforderungsgerechte Infrastruktur erlangen die Konzern-Flughäfen eine führende Position in ihrem jeweiligen Luftverkehrsmarkt.

In Frankfurt wurde die Steuerung der Luftsicherheitskontrollen zum 1. Januar 2023 übernommen. Dies ist ein wesentlicher Meilenstein in der optimierten Steuerung der Reiseprozesse. Als erstem großen Flughafen in Deutschland obliegt es fortan Fraport, die Dienstleister für die Luftsicherheitskontrollen auszuwählen und zu steuern. In Kombination mit dem sukzessiven Roll-Out neuer Computer-Tomographie-Scanner (CT-Scanner) werden so Warteschlangen an den Sicherheitskontrollen reduziert. Folglich wird das Kundenerlebnis deutlich verbessert.

Um die Hub-Funktion des Standorts Frankfurt weiter zu stärken, wird über die nächsten Jahre unter anderem die Sicherheitskontrolle im Bereich Terminal 1 B verlegt. Dadurch werden die Kapazitäten für Kontrollen erhöht und es entstehen einfachere Umsteigeprozesse sowie eine rundum neue luftseitige Shopping-Fläche.

Neben den Passagieren sind für Fraport auch die Geschäftspartner der Flughäfen, wie Fluggesellschaften, Einzelhändler und Logistiker, von zentraler Bedeutung. Fraport bietet seinen Partnern konzernweit eine optimale Geschäftsgrundlage, damit diese im Wettbewerb erfolgreich sind. Prozesse und Schnittstellen werden technologisch unterstützt und so kontinuierlich verbessert. Das vereinfacht und beschleunigt Abläufe. Mit Gründung der FraAlliance GmbH haben Fraport und Lufthansa ihre strategische und operative Zusammenarbeit gestärkt. Ziel ist es, gemeinsam Passagierprozesse und -erlebnisse zu verbessern, Effizienzpotenziale zu nutzen und damit die zentrale Rolle des Hubs Frankfurt im internationalen Wettbewerb weiter auszubauen.

An allen Konzern-Flughäfen soll die Kunden- und Serviceorientierung stetig verbessert werden. Dafür ist es notwendig, Kundenbedürfnisse zu verstehen und Feedback zu erhalten. Deshalb werden in Frankfurt und den Konzern-Flughäfen regelmäßig Kundenbefragungen durchgeführt. Die Globalzufriedenheit der Passagiere spiegelt die Wirksamkeit und den Erfolg der passagierorientierten Prozesse sowie der Service-Angebote zur Steigerung der Passagierzufriedenheit wider. Zudem ist die Gepäck-Konnektivität ein wesentliches Maß für die Leistungsfähigkeit des Hub-Flughafens Frankfurt. Ein weiterer Qualitätsindikator für Frankfurt als Drehkreuz ist die Pünktlichkeitsquote.

Wirtschaftlich erfolgreich durch optimale Zusammenarbeit

Alle Konzern-Gesellschaften, Geschäftsfelder und Services im Fraport-Konzern erbringen ihre Leistungen zu Qualitäts- und Kostenstrukturen, die mit spezialisierten Luftverkehrsdienstleistern im Wettbewerb bestehen können. Begleitet durch eine optimale Zusammenarbeit im Konzern sollen die operativen Kosten weiter reduziert und flexibilisiert werden.

Um den Wiederhochlauf des Luftverkehrs zu unterstützen und den langfristigen Erfolg von Fraport zu gewährleisten, liegt derzeit ein Fokus auf der Anpassung der Organisation und ihrer Prozesse. So ist unter anderem vorgesehen, die Bodenverkehrsdienste im Rahmen eines Gemeinschaftsbetriebs mit einer stringenten Fokussierung auf Ground Handling als alleiniges Kerngeschäft zu bündeln. Hierdurch sollen die Qualität und Wirtschaftlichkeit des Geschäftsmodells verbessert werden.

Lernende Organisation & Digitalisierung

Flexibles und schnelles Reagieren gehört für Fraport als Dienstleistungsunternehmen zum operativen Alltag. Risiken und Chancen werden rechtzeitig erkannt, Veränderungen im Markt antizipiert. Lernen findet täglich und überall statt – sowohl in der Führung als auch im Fachlichen. Dazu gehört auch der regelmäßige Austausch von Fachexperten aus dem Fraport-Konzern zu spezifischen Fragestellungen des Flughafenmanagements. Ein Beispiel hierfür ist der 2022 eingeführte „Sustainability X-Change“, in dem sich Nachhaltigkeitsexperten und Geschäftsführer der internationalen Konzern-Gesellschaften und der Fraport AG regelmäßig austauschen und gemeinsame Projekte vorantreiben.

Das volatile Gesamtumfeld erfordert weiterhin eine hohe Anpassungsfähigkeit der Organisation und ihrer Mitarbeiter. Fraport baut dabei verstärkt auf digitale Lösungen kollaborativer Wertschöpfung und setzt damit seine Digitalisierungs- und Innovationsstrategie konsequent um. So wurden im Jahr 2022 weitere Projekte im Rahmen einer „Digital Factory“ identifiziert und innerhalb kürzester Zeit umgesetzt. Auch das Thema Robotic Process Automation wurde im Unternehmen weiter verbreitet. Zudem wurde ein erster Anwendungsfall zur Nutzung von künstlicher Intelligenz in der Steuerung der Vorfeldprozesse erfolgreich pilotiert. Dabei versteht Fraport Digitalisierung und Innovation als einen Hebel, um – wo relevant - die Kundenzufriedenheit und die finanziellen Ergebnisgrößen zeitnah zu verbessern. Alle vorgenannten Projekte haben das Ziel, zusätzliche Umsatzpotenziale zu erschließen oder Kosten zu reduzieren und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.

Fairness und Anerkennung für Partner und Nachbarn

Ein Schwerpunkt der Nachhaltigkeitsaktivitäten des Fraport-Konzerns liegt darauf, sowohl mit Partnern und Nachbarn als auch mit den natürlichen Ressourcen konzernweit respektvoll und wertschätzend umzugehen.

Zu einer guten Nachbarschaft gehört das gesellschaftliche, kulturelle und soziale Engagement in den jeweiligen Regionen. An den Standorten der internationalen Konzern-Gesellschaften profitieren die flughafennahen Regionen von der wirtschaftlichen Leistung, zum Beispiel durch Spenden oder Sponsoring-Aktivitäten. Diese werden von jeder Konzern-Gesellschaft eigenverantwortlich umgesetzt.

Der aktive und passive Schallschutz trägt dazu bei, die negativen Auswirkungen des Luftverkehrs auf sein Umfeld zu begrenzen. Emissionsabhängige Flughafenentgelte am Standort Frankfurt bieten den Fluggesellschaften finanzielle Anreize, Flugzeuge mit geringeren Schadstoff- und Lärmemissionen einzusetzen. An den Konzern-Flughäfen wurden ebenfalls Lärmschutzmaßnahmen entsprechend den nationalen und lokalen Regelungen zum Lärmschutz umgesetzt und Monitoring-Systeme implementiert.

Darüber hinaus sieht sich Fraport in der Verantwortung, ökologischen Anforderungen gerecht zu werden. Im Bereich des Klimaschutzes hat Fraport sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 konzernweit die CO2-Emissionen auf insgesamt 95.000 Tonnen zu senken und bis 2045 CO2-frei zu sein. Dabei sollen keine Emissionen kompensiert werden. Als Grundsatzpapier für die Dekarbonisierung wurde 2022 der „Masterplan Dekarbonisierung“ entwickelt. Er leitet aus den wissenschaftlichen und gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie den technischen Möglichkeiten ein Gesamtkonzept zur Reduzierung der CO₂-Emissionen ab und liefert eine umfassende Betrachtung und Strukturierung der Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emission der Fraport. Der Masterplan wird von allen Bereichen der Fraport AG und allen relevanten Konzern-Gesellschaften in den weiteren technischen und wirtschaftlichen Planungen berücksichtigt.

Im Hinblick auf soziale Nachhaltigkeitsaspekte bindet Fraport zudem als attraktiver und verantwortungsvoller Arbeitgeber unter anderem mit systematischen Weiterentwicklungsangeboten und Talentmanagement-Programmen qualifizierte und motivierte Beschäftigte. So sichert das Unternehmen die eigene Wettbewerbsfähigkeit. Fraport respektiert und fördert die persönliche Unterschiedlichkeit und legt Wert darauf, dass sich dies im Umgang miteinander widerspiegelt. In der Konzern-Betriebsvereinbarung „Partnerschaftliches Verhalten, Vielfalt und Gleichbehandlung am Arbeitsplatz“ wurden Grundsätze wie Diskriminierungsfreiheit und Chancengleichheit festgelegt. Einen besonderen Schwerpunkt legt Fraport auf Entwicklungsmaßnahmen, die der Erhöhung des Anteils von Frauen in Führungspositionen dienen. Dies gilt für Führungspositionen der Ebenen 1 und 2 unterhalb des Vorstands sowie die jeweiligen Geschäftsführungen und die darunter liegende Führungsebene der deutschen Konzern-Gesellschaften.

Der ganzheitliche, integrierte Arbeits- und Gesundheitsschutz ist ebenso ein wesentlicher Bestandteil des Nachhaltigkeitsverständnisses im Fraport-Konzern. Sowohl am Standort Frankfurt als auch international wurden Corona-Schutzmaßnahmen umgesetzt. Zudem wurden Arbeitsprozesse angepasst, um den betrieblichen Arbeitsalltag für die Beschäftigten im Einklang mit den rechtlich vorgegebenen Maßnahmen so sicher wie möglich zu gestalten.

Zur Überprüfung der Nachhaltigkeitsaktivitäten verwendet Fraport die Kennzahlen Zufriedenheit der Beschäftigte, Quote der Frauen in Führungspositionen, Krankenquote und die Höhe der CO-Emissionen.

Strategische Berücksichtigung der aktuellen Marktentwicklungen

Die global anhaltenden politischen Konflikte, wirtschaftlichen Entwicklungen und Anpassungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen prägen derzeit eine Vielzahl der Märkte, in denen Fraport als globaler Flughafenbetreiber agiert.

Daraus resultierende Unsicherheiten sowie ein starker Preisdruck der Airlines erfordern qualitativ hochwertige Leistungen und zugleich eine ausgeprägte Flexibilität. Um diesen Anforderungen zu begegnen, wird das Prozessoptimierungsprogramm@FRA weiterhin konsequent verfolgt. Das Programm umfasst folgende vier Stoßrichtungen:

Darüber hinaus wurde das Nachhaltigkeitsmanagement als inhärenter Bestandteil der Konzernstrategie neu ausgerichtet. Der Anspruch ist eine konzernweite Perspektive auf sämtliche Aspekte der Nachhaltigkeit. Als wesentliche Maßnahme wurde 2022 mit dem Masterplan Dekarbonisierung der Pfad zu einem CO₂-freien Betrieb der Fraport AG in Frankfurt beschrieben. Im Jahr 2023 soll der Masterplan für alle relevanten vollkonsolidierten Konzern-Gesellschaften fortgeschrieben werden. Im Bereich Governance stand insbesondere die Veröffentlichung der Grundsatzerklärung zu Menschenrechten im Vordergrund.