Zusammengefasster Lagebericht

Geschäftsrisiken und -chancen

Im Folgenden werden die Risiken und Chancen erläutert, die wesentlichen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit beziehungsweise auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage und/oder die Reputation sowie Auswirkungen auf die Stakeholder von Fraport haben könnten. Wenn nicht anders angegeben, betreffen die beschriebenen Risiken und Chancen in unterschiedlichem Ausmaß sämtliche Segmente (Aviation, Retail & Real Estate, Ground Handling und International Activities & Services). Ausgewählte nicht wesentliche Risiken werden auf freiwilliger Basis dargestellt, um ein umfassendes Bild der Risikolage zu geben.

Die Fraport AG ist die Muttergesellschaft des Fraport-Konzerns und beinhaltet alle beschriebenen Segmente. Sie unterliegt daher ebenfalls – direkt oder indirekt – den nachfolgend beschriebenen Chancen und Risiken.

Die wesentlichen und weitere ausgewählte Einzelrisiken und -chancen werden nachfolgend beschrieben:

Geschäftsrisiken und Chancen

 

 

Strategische Risiken und Chancen

Gesamtwirtschaftliche Risiken und Chancen

Risiken
  • Die derzeit hohen Inflationsraten können das verfügbare Einkommen privater Haushalte mindern. Dieser Umstand sowie Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Teuerungsraten könnten sich negativ auf Flugbuchungen auswirken.
  • Zinserhöhungen der Zentralbanken zur Eindämmung der Teuerung können sich stärker als erwartet auf die Refinanzierung von Staaten und Unternehmen sowie auf die globale Wirtschaftsentwicklung auswirken. Die Folge wäre eine negative Auswirkung auf die geplante Passagierentwicklung.
  • Die globale wirtschaftliche Entwicklung kann sich insgesamt stärker als erwartet abkühlen und sich negativ auf die Passagiernachfrage auswirken.
  • Infolge von langanhaltend hohen Energiepreisen könnte die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie leiden und der Luftverkehrsstandort Deutschland geschwächt werden.
  • Im Welthandel könnte sich ein struktureller Wandel hin zu mehr nationalem Protektionismus entwickeln, der die exportorientierte deutsche Wirtschaft beeinträchtigen könnte.
  • Wachstumsbremsend wäre zudem die Schwächung der EU durch divergierende Interessen und ein entsprechendes Agieren der Mitgliedsländer.
  • Neben den ökonomischen Folgen des Ukraine-Kriegs bestehen weltweit zahlreiche geopolitische Krisenherde, die die wirtschaftliche Entwicklung und den Luftverkehr belasten könnten.
Maßnahmen
  • Starke geografische Diversifikation und Fokus auf unterschiedliche Passagiergruppen der Konzern-Flughäfen, um gesamtwirtschaftliche Einzelrisiken zu reduzieren.
  • Durch regional unterschiedliche Wachstumspotenziale der Konzern-Flughäfen können geopolitische Risiken, restriktive politische Eingriffe und Sättigungstendenzen in der Luftverkehrsnachfrage westlicher Länder ausbalanciert werden.

Trend

Risiko-

Bewertung:

Bedeutend

Chancen
  • Eine nachhaltige Entspannung von Lieferkettenengpässen sowie des europäischen Gas- und Strommarktes können zu einer besser als erwarteten wirtschaftlichen Entwicklung führen und sich positiv auf die Nachfrage nach Flugreisen auswirken.
  • Ein schwacher Euro könnte europäische Waren international günstig halten und so einen positiven Impuls für die Exportwirtschaft setzen, wovon der Flughafen Frankfurt als Umschlagplatz besonders profitieren könnte. Darüber hinaus könnte der schwache Euro für den Incoming-Verkehr internationaler Fluggäste Anreize bieten.

Markt-, Wettbewerbs- und regulatorische Risiken und Chancen

Der Erfolg eines internationalen Flughafens ist neben dem Nachfragevolumen und der Attraktivität seines Heimatmarktes, der Wettbewerbssituation und einem attraktiven Infrastrukturangebot abhängig von seiner Airline-Kundenstruktur und dem damit verbundenen weltweiten und dichten Streckennetz sowie der Konnektivität zwischen Nachfragemärkten.

Risiken
  • Der Russland-Ukraine-Krieg könnte unter anderem aufgrund steigender Energiekosten anhaltende Nachfrage- und Angebotsreduzierungen zur Folge haben.
  • Steigende Rohöl- und damit Kerosinpreise könnten zu einer Erhöhung der Flugticket-Preise führen und damit die Luftverkehrsnachfrage dämpfen. Bei intensivem Wettbewerb könnten steigende Rohölpreise zu Zahlungsschwierigkeiten finanzschwächerer Fluggesellschaften führen und damit eine Angebotsreduzierung zur Folge haben.
  • Die aktuelle politische Diskussion zur Reduktion des Kurzstreckenflugverkehrs könnte bei Umsetzung die Verlagerung auf alternative Transportmittel bedeuten und so die Nachfrage nach Flugreisen dämpfen. Passagiere, die keine alternativen Transportmittel nutzen können oder wollen, könnten zu ausländischen Flughäfen abwandern und gingen dem Flughafen Frankfurt in der Folge verloren.
  • Die Diskussionen zum Klimaschutz könnten zu einer nachhaltigen Änderung des Reiseverhaltens und damit zu einer Reduzierung von Flugreisen führen.
  • Politische und regulatorische Entscheidungen auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene beeinflussen die Luftfahrtbranche nach wie vor. Auflagen zum Klima- und Lärmschutz und entsprechende Steuern und Gebühren verteuern Flugreisen und greifen meist einseitig in den Markt und Wettbewerb des internationalen Luftverkehrs ein. Zielverschärfungen im Rahmen des Green Deals (Fit for 55) der Europäischen Union sowie die bevorstehende Revision der Emissionshandelsrichtlinie belasten den europäischen Standort im internationalen Vergleich einseitig. Werden die Maßnahmen nicht wettbewerbsneutral gestaltet, drohen strukturelle Wettbewerbsnachteile für den deutschen und europäischen Luftverkehr.
  • Stationierungsentscheidungen, geänderte Streckenführungen und Flottenentwicklungen, sowie sich ändernde Kundenpräferenzen für Quell- und Zielmärkte für die Wahl von Fluggesellschaften und Flughäfen könnten sich zum Nachteil von Fraport auswirken.
  • Die Entstehung neuer beziehungsweise die Weiterentwicklung bestehender Hub-Systeme im Nahen Osten sowie am Istanbul-Airport bedeuten eine Angebotsausweitung, die nach einem Wiederaufleben des Luftverkehrs zu einer Verschiebung der weltweiten Umsteigeströme führen könnte.
  • Die angespannte Finanzsituation der Fluggesellschaften infolge der Coronavirus-Pandemie könnten zu weiteren Insolvenzen und damit zu Marktkonsolidierung führen. Die daraus folgenden Angebotsreduzierungen könnten das Passagierwachstum wieder abschwächen.
  • Die stärkere Nutzung digitaler Kommunikationsmedien im Zuge der Coronavirus-Pandemie könnte zu einem stärker als erwarteten Rückgang in der Nachfrage nach Geschäftsreisen führen.
  • Der demografische Wandel sowie die Umorientierung der Beschäftigten während der Pandemie führten zu einem erheblichen Arbeitskräftemangel im Luftverkehrssektor. Auch langfristig könnte sich die Situation verschärfen, denn die Migration von EU-Bürgern nach Deutschland ist rückläufig. Personalengpässe in der Luftverkehrsbranche können sich negativ auf die operative Leistungserbringung und resultierend auf die erwartete Geschäftsentwicklung auswirken.
  • Terroristische Anschläge und das Entstehen von Krisenherden können die Nachfrage einzelner Reiseziele beeinflussen.
Maßnahmen
  • Kontinuierliche Marktbeobachtung und Analyse von Frühindikatoren zur rechtzeitigen Erkennung und Adressierung von potenziellen Veränderungen und Trends bei den Reise- und Frachtströmen
  • Ausgewogene bedarfsorientierte Ausbauplanung an den Konzern-Flughäfen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben
  • Attraktive Entgeltstrukturen
  • Stärkung der Zusammenarbeit mit den Hauptkunden an den Konzern-Flughäfen
  • Stärkung der Kooperation mit der Deutschen Bahn und Lufthansa für ein attraktives Intermodalitätsangebot am Flughafen Frankfurt
  • Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen und Nachhaltigkeitsprogramm
  • Aktive Mitarbeit in branchenbezogenen Verbänden

Trend

Risiko-

bewertung:

wesentlich

Chancen
  • Nach dem Überwinden der Coronavirus-Pandemie besteht bei den Verbrauchern ein hohes Bedürfnis nach touristischen Flugreisen. Die Öffnung internationaler Märkte kann auch zu stärker als erwarteten Aufholeffekten im Geschäftsreiseverkehr führen.
  • Bisherige Entwicklungszyklen im Luftverkehr zeigen, dass Marktturbulenzen die Aufwärtsentwicklung des Weltluftverkehrs im Allgemeinen nur zeitweise belasten. Langfristige Prognosen gehen weiterhin von einer wachsenden Nachfrage im globalen Flugverkehr aus.
  • Marktaustritte von Fluggesellschaften führen zu einer Konzentration etablierter Fluggesellschaften auf die größeren deutschen Flughäfen, wovon Umsteigerverkehre am Frankfurter Flughafen profitieren könnten.
  • Hohe Anbindungsqualität an das Schienennetz der Deutschen Bahn am Standort Frankfurt sichert auch bei Verlagerung von Flugverkehr auf die Schiene die Nachfrage aus aktuell innerdeutschen Umsteigeverkehren und gestaltet sich als großer Wettbewerbsvorteil. Verbesserungen des intermodalen Produkts wie durchgehendes Ticketing und durchgängiger Gepäcktransport können den Bahn-Zubringer-Verkehr stärken und sich positiv auf das Einzugsgebiet des Frankfurter Flughafens auswirken.
  • Kapazitätssteigerungen an den Konzern-Flughäfen sind in Umsetzung beziehungsweise abgeschlossen, wodurch eine Qualitätsverbesserung für Fluggesellschaften und eine höhere Passagierzufriedenheit angestrebt wird und stärker als erwartet am langfristigen Wachstum des Luftverkehrsmarkts partizipiert werden könnte.
  • Aus einer möglichen Liberalisierung von Luftverkehrsrechten könnten sich neue Märkte für den Luftverkehr öffnen und bereits bestehende Märkte vergrößert werden.
  • Eine internationale Angleichung bisher wettbewerbsverzerrender ordnungspolitischer Maßnahmen wie zum Beispiel der deutschen Luftverkehrsteuer würde bislang nachteilige Wettbewerbsverzerrungen abbauen.
  • Es besteht die Chance, dass Airlines aufgrund des guten bestehenden Zubringerangebots, der Intermodalität und der Cargo-Nachfrage die Interkontinental-Flotte in Frankfurt weiter ausbauen und damit den Passagier- und Cargo-Verkehr stärken.
  • Digitalisierung und Innovationen eröffnen neue Chancen, Prozesse zu verbessern, Effizienz zu steigern und die Kundenzufriedenheit zu erhöhen.

Weitere Entwicklung der Coronavirus-Pandemie

Risiken
  • Die weitere Verkehrsentwicklung in Frankfurt und an den Konzern-Flughäfen unterliegt weiterhin einer Unsicherheit aus möglichen pandemiebedingten Reisebeschränkungen
  • Ein erneuter Anstieg der weltweiten Corona-Infektionszahlen könnte zu lokalen Beschränkungen des öffentlichen Lebens, Produktionseinschränkungen und weiteren Lieferkettenengpässen führen, die sich auch unmittelbar auf das Verkehrsgeschehen am Flughafen in Frankfurt und an den Konzern-Flughäfen auswirken.
  • Im unwahrscheinlichen Falle des Auftretens von Virusvarianten mit einer hohen Letalitätsrate könnte die Erholung der Passagierzahlen und die positive Entwicklung des Verkehrsaufkommens in Frankfurt und an den Konzern-Flughäfen maßgeblich gehemmt werden.
Maßnahmen
  • Enge Abstimmung mit Gesundheitsämtern und Flughafen- und Luftverkehrsverbänden
  • Enge Zusammenarbeit mit Fluggesellschaften und Behörden zur Sicherung und Stärkung des Flugverkehrs, einschließlich etwaiger Schutzbestimmungen

Trend ↓

Risiko-

Bewertung:

bedeutend

Chancen
  • Im touristischen Verkehr könnten Nachholeffekte bei bislang verschobenen Reisen zu einer beschleunigten Nachfrageerholung beitragen
  • Eine zeitnahe Aufhebung der Reisebeschränkungen in China könnte für eine beschleunigte Verkehrserholung und für eine verstärkte Rückkehr der interkontinentalen Umsteigeströme sorgen

Entwässerung Parallelbahnsystem

Risiko
  • Die obere Wasserbehörde könnte bei Nachweisen von Enteisungsmitteln im Grundwasser die Forderung nach einem qualifizierten Entwässerungssystem für das parallele Start- und Landebahnsystem am Flughafen Frankfurt erheben und eine entsprechende wasserrechtliche Anordnung erlassen.
Maßnahmen
  • Fortlaufendes Grundwassermonitoring und regelmäßige Messungen zur Überwachung der Grenzwerte
  • Regelmäßige Überprüfung der Zusammensetzung der eingesetzten Enteisungsmittel sowie der operativen Abläufe

Trend

Risiko-

bewertung:

wesentlich

Operative Risiken und Chancen

Risiken und Chancen aus Investitionsprojekten am Standort Frankfurt

Die Bauinvestitionen am Flughafen Frankfurt werden in zwei getrennten Programmen geführt: „FRA-Nord“ für die Projekte im Infrastrukturbestand sowie „Ausbau Süd“ für die kapazitätserweiternden beziehungsweise kapazitätsschaffenden Projekte. Das Projekt „Ausbau Süd“, insbesondere der Bau des neuen Terminal 3, verläuft trotz einer herausfordernden Marktsituation für Bauleistungen weiterhin stabil innerhalb des Terminplans (siehe auch Kapitel „Wesentliche Standorte“). Angespannten Lieferketten und begrenzter Materialverfügbarkeit kann in Teilen mit einer vorausschauenden Beschaffungsstrategie begegnet werden. Dennoch bestehen die nachfolgenden Risiken:

Risiken Risiken könnten insbesondere aus folgenden Entwicklungen resultieren:
  • Baupreissteigerungen
  • Lieferantenausfälle
  • Insolvenzen
  • Planungsverzögerungen
  • externe Einflüsse aus Öffentlichkeit, Umwelt, Politik, Technologiewechsel, Regeln der Technik, alternativen Ingenieurmethoden im Rahmen von Baugenehmigungen oder sonstigen Anforderungen
  • Einschränkungen durch die Coronavirus-Pandemie, wie Verfügbarkeiten von Ressourcen
  • Anforderungsänderungen aufgrund von geänderten Marktverhältnissen nach Überwindung der Coronavirus-Pandemie
Maßnahmen
  • Monitoring-Maßnahmen, um frühzeitige Gegensteuerungsmaßnahmen einleiten zu können
  • Aktive Marktbearbeitung und konsequentes Änderungsmanagement, um Kostensteigerungen zu begegnen

Trend

Risiko-

bewertung:

wesentlich

ChancenVorteilhaft auf die Investitionsprojekte könnten sich folgende Entwicklungen auswirken:
  • Höherer Konkurrenzkampf im Beschaffungsmarkt aufgrund abschwächender Nachfrage könnte Preisanstiege dämpfen
  • Umsetzung von Baumaßnahmen im Bestand (FRA-Nord) bei verringertem Passagiervolumen ohne negativen Einfluss auf die operativen Prozesse am Frankfurter Flughafen
  • Der Kapazitätsausbau sichert die Bedienung des langfristig erwarteten wachsenden Luftverkehrsmarkts ab

Risiken und Chancen aus Unternehmensbeteiligungen und Projekten (Segment International Activities and Services)

RisikenEine negative Entwicklung der ausländischen Flughafenbetreiberprojekte könnte sich aus Folgendem ergeben:
  • unvorhergesehene behördliche Eingriffe in die lokale Tarif-, Steuer- und Abgabenstruktur
  • umweltrechtliche Auflagen und soziale Rahmenbedingungen
  • Länder-, Markt-, politische und Währungsrisiken, die zu einer deutlichen Beeinträchtigung der zukünftigen Ertragsaussichten oder steigenden Aufwendungen bis hin zu einem Totalverlust des Engagements führen könnten
  • wirtschaftliche Sanktionen als Maßnahme aufgrund politischer Konflikten mit finanziellen Auswirkungen auf Beteiligungen
  • politische Instabilität in den jeweiligen Ländern der Konzessionen
  • Überschreitung von Baukostenbudgets für Flughafenausbauprogramme und / oder Nichteinhaltung von Fertigstellungsterminen unter den entsprechenden Konzessionsverträgen
Maßnahmen
  • Zusammenarbeit mit erfahrenen lokalen Partnern
  • Non- oder Limited-Recourse Projektfinanzierung
  • Investitionsschutzversicherungen
  • Monitoring-Maßnahmen, um frühzeitige Gegensteuerungsmaßnahmen einleiten zu können

Trend

Risiko-

bewertung:

wesentlich

Chancen
  • Wachstum realisiert Fraport im internationalen Geschäft durch die profitable Weiterentwicklung der bestehenden Standorte sowie durch die Akquisition neuer Beteiligungen beziehungsweise Konzessionen. Dabei zielt Fraport darauf ab, seine Expertise langfristig überall dort einzubringen, wo Wachstums- und/oder Optimierungspotenzial mit guten Unternehmenschancen gesehen wird. Aus der breiten Diversifizierung der Unternehmensbeteiligungen ergeben sich Chancen gegenüber der Fokussierung auf einen Standort.
  • Umsetzung von Infrastrukturprogrammen an vielen Konzern-Standorten zur Kapazitätssteigerung und Erhöhung der Servicequalität
  • Konzern-Flughäfen mit wesentlichem Fokus auf touristischen Verkehr könnten schneller als erwartet auf den alten Wachstumspfad hinsichtlich der Verkehrsentwicklung zurückkehren

Im Ausbauprojekt an dem von Lima Airport Partners (LAP) betriebenen Flughafen Jorge Chávez in Lima, Peru, sind die Baumaßnahmen für den luftseitigen Ausbau des Flughafens inzwischen abgeschlossen. Für den Bau des neuen Passagierterminals hat LAP ein Baukonsortium beauftragt, welches als Generalunternehmer die in der Branche üblichen EPC-Leistungen (Engineering, Procurement, Construction) übernimmt, die sämtliche Planungs-, Beschaffungs- und Baumaßnahmen umfassen. Für die laufenden Infrastruktur- und Ausbaumaßnahmen wurde im Dezember 2022 eine Projektfinanzierung abgeschlossen. Aufgrund der Größe, Komplexität und Dauer des Ausbauprojektes bestehen weiterhin mögliche Risiken. Diese werden im Vergleich zum Vorjahr zum Bilanzstichtag aber als „moderat“ bewertet (Vorjahr: „wesentlich“). Für Risiken aus Entwicklungen in Peru im Geschäftsjahr 2023 verweisen wir auf den Abschnitt „Ereignisse nach dem Bilanzstichtag“.

Personalrisiken und -chancen

Risiken
  • Know-how-Verlust resultierend aus krisenbedingter Personalabwanderung und -reduktion
  • Personalfluktuation infolge reduzierter Gehaltsentwicklung (Notlagen-Tarifvertrag, Inflation)
  • Erschwerte Rekrutierung aufgrund aktueller Bedingungen am Arbeitsmarkt
  • Ausbildungszeiten bei Rekrutierung geringer qualifizierter Arbeitnehmer und damit spätere Verfügbarkeit
  • Personalengpässe in der Luftverkehrsbranche können sich negativ auf die operative Leistungserbringung und resultierend auf die erwartete Geschäftsentwicklung auswirken.
Maßnahmen
  • Reorganisation der prozessualen Abläufe im Rahmen von „Zukunft FRA – Relaunch 50“
  • Zentrales Monitoring der personalwirtschaftlichen Maßnahmen
  • Temporäre Gewährung von Arbeitsmarktzulagen zur Personalgewinnung, Anreize durch übertarifliche Vergütungsregelungen
  • Verbesserung der Arbeitgeber-Attraktivität durch moderne Arbeitsformen

Trend

Risiko-

bewertung:

moderat

Chancen
  • Abschwächende Konjunktur könnte sich entspannend auf den Arbeitsmarkt und positiv auf Personalbeschaffungsmöglichkeiten auswirken
  • Attraktivitätssteigerung durch moderne Formen der Zusammenarbeit und flachere Führungsstruktur im Rahmen der Maßnahmen des strategischen Programms „Zukunft FRA – Relaunch 50“

Risiko Bestandsaustrocknung – ZVK

Aufgrund der tarifvertraglichen Verpflichtung zur Gewährung einer betrieblichen Altersversorgung ist die Fraport AG Mitglied der Zusatzversorgungskasse Wiesbaden (ZVK). In dieser werden die aktuellen Umlagen und Sanierungsgelder für die aktuellen Rentenzahlungen verwendet (Solidarmodell). Geht der Bedarf an Arbeitsleistung zurück, sinkt zusätzlich zur demografischen Entwicklung die Anzahl der Beschäftigten, für die Umlagen und Sanierungsgelder entrichtet werden. Dadurch wächst die Deckungslücke in der betrieblichen Altersversorgung kontinuierlich an.

Dadurch steigt das Risiko, dass die ZVK Ausgleichsbeträge von Fraport fordert, um die Deckungslücken auszugleichen.

Maßnahmen
  • Gespräche mit der ZVK über verschiedene Lösungsansätze

Trend

Risiko-

bewertung:

wesentlich

Risiken außergewöhnlicher Störfälle

Risiken
  • Betriebsunterbrechungen durch außergewöhnliche lokale Ereignisse, wie Anschläge mit terroristischem Hintergrund, Unfälle, Brände, Drohnenflüge, technische Störungen, Aktionen von Klimaaktivisten oder Streiks
  • Beeinträchtigungen des nationalen und internationalen Luftverkehrs bedingt durch Naturkatastrophen, Extremwetterlagen, kriegerische Auseinandersetzungen und Pandemien
Maßnahmen
  • Aufbau und Aufrechterhaltung eines lokalen zentralen Krisenstabes
  • Lokale Pläne zur Aufrechterhaltung kritischer Geschäfts- und Betriebsprozesse (Business Continuity und Notfallstäbe)
  • Safety Management System
  • Tests von Drohnendetektionstechnologien und Drohnenabwehr
  • Versicherung von Sachwerten und Betriebsunterbrechung

Trend

Risiko-

bewertung:

bedeutend

Cyberrisiken

Risiko
  • Gravierende Betriebsunterbrechung durch schwerwiegenden IT-Systemausfall oder wesentliche Datenverluste infolge von Cyberattacken, Computerviren oder Hackerangriffen
  • Anstieg der Bedrohungslage gemäß erhöhter Anzahl an Warnungen des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik
Maßnahmen
  • Redundante Auslegung der relevanten IT-Infrastruktur
  • Vorbeugendes IT-Sicherheits-management zum Schutz unternehmenskritischer IT-Systeme
  • IT-Security-Policy und IT-Sicherheitsrichtlinien
  • Etablierter Notfallprozess mit definierten Rollen und deren Kompetenzen
  • Überregionale Zusammenarbeit zur Erarbeitung gemeinsamer Sicherheitsstandards im IT-Umfeld
  • Regelmäßige Überprüfung der Einhaltung von IT-Sicherheitsanforderungen durch die Interne Revision, das IT-Sicherheitsmanagement oder externe Berater

Trend ↑

Risiko-

bewertung:

wesentlich

Finanzwirtschaftliche Risiken und Chancen

„Risikobericht“ nach § 289 Absatz 2 Nr. 1 HGB und § 315 Absatz 2 Nr. 1 HGB

Zinsrisiken
  • Insbesondere aus dem mit Investitionen einhergehenden Kapitalbedarf sowie bestehenden variabel verzinsten Finanzverbindlichkeiten und Vermögenswerten
  • Zukünftige Zinssatzerhöhungen können sich stärker als erwartet auf die geplanten Refinanzierungsmaßnahmen auswirken
  • Erhöhte Zinsaufwendungen aus der Bewertung von langfristigen Rückstellungen
  • Risiko eines negativen Marktwerts von Zinssicherungsinstrumenten aus dem Absinken des Marktzinsniveaus, sofern Zinsderivate zur Zinssicherung abgeschlossen wurden, bei denen im Ausnahmefall das Grundgeschäft nicht zustande gekommen beziehungsweise weggefallen ist
Maßnahmen
  • Abschluss von Festzinsvereinbarungen für Großteil der Finanzverschuldung

Trend

Risiko-

bewertung:

bedeutend

Währungsrisiken
  • Geplante Umsätze, die nicht durch währungskongruente Ausgaben in derselben Währung gedeckt sind
  • Veränderung zum Vorjahr aufgrund des erhöhten Fremdwährungsvolumens im Planungszeitraum im Wesentlichen aufgrund von Flughafenausbauprogrammen bei ausländischen Konzerngesellschaften
Maßnahmen
  • Fortlaufender Verkauf der nicht währungskongruent gedeckten Währung oder Abschluss von Devisentermingeschäften

Trend

Risiko-

bewertung:

moderat

Kreditrisiken
  • Originäre und derivative Finanzinstrumente, die einen positiven Marktwert haben und das Risiko beinhalten, dass der Kontrahent die für Fraport vorteilhaften Verpflichtungen nicht erfüllen kann
  • Neben gerateten Investments sind in einzelnen Fällen in eng definierten Grenzen auch Investments in Anleihen ohne Rating möglich
Maßnahmen
  • Erwerb von Finanzanlagen und Abschlüsse von Derivaten bei Emittenten und Kontrahenten mit Rating nur mit Bonität von mindestens „BBB–“
  • Die Ratings der Emittenten werden regelmäßig überprüft, um bei Bedarf Entscheidungen zum weiteren Umgang mit der Finanzanlage oder dem Derivat zu treffen
  • Investments in Anleihen ohne Rating werden fortlaufend in der Berichterstattung aufgeführt
  • Limit-Obergrenzen werden, sofern erforderlich, der Bonitätsentwicklung angepasst

Trend

Risiko-

bewertung:

gering

Sonstige Preisrisiken
  • Die Marktbewertung der Finanzanlagen unterliegt Marktschwankungen ohne Einfluss auf den Cash Flow
  • Die Marktbewertung der derivativen Finanzinstrumente zum beizulegenden Zeitwert unterliegt Schwankungen
Maßnahmen
  • Bei Anlagen mit fester Laufzeit ist davon auszugehen, dass eventuelle Marktschwankungen nur temporär sind und sich automatisch zum Laufzeitende der Produkte ausgleichen, da eine Rückzahlung in Höhe des vollen nominellen Anlagebetrags vorgenommen wird

Trend

Risiko-

bewertung:

gering

Sonstige finanzwirtschaftliche Risiken
  • Aus der aktuellen Situation auf den Finanzmärkten sowie deren Auswirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Lage, insbesondere die Liquiditätssituation und die weitere mögliche Kreditvergabepraxis der Banken, können sich Risiken für die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage von Fraport ergeben
Maßnahmen
  • Strategie der „Vorratsfinanzierung“, um damit die Mittelbeschaffung, zum Beispiel für anstehende Investitionen und Tilgungen, abzusichern.
  • Die Mittel aus der strategischen Liquiditätsreserve werden fortlaufend der Höhe nach kontrolliert und bei Reduzierung gegebenenfalls wieder aufgefüllt
  • Aufgrund einer ausreichend gesicherten Vorratsfinanzierung sinkt die Risikobewertung.

Trend ↓

Risiko-

bewertung:

gering

Chancen
  • Vorteilhafte Wechselkurs- und Zinsentwicklungen könnten zu einer Verbesserung des Finanzergebnisses des Konzerns führen. Dementsprechend könnten Währungseffekte aus der Umrechnung von Ergebnissen, die nicht auf Euro lauten, in die funktionale Währung des Konzerns (Euro) die Finanzergebnisse positiv beeinflussen
  • Fraport geht insgesamt davon aus, von vorteilhaften Entwicklungen auf den Finanzmärkten profitieren zu können

Rechtliche und Compliance-Risiken

RisikoÄnderungen von nationalen und internationalen Gesetzes- und Regelwerken, Gesetzes- und Regelverstöße mit negativen finanziellen Auswirkungen:
  • Änderungen im Luftverkehrsrecht, dem Bundespolizeigesetz, im Planungs- und Umweltrecht und in sicherheitsrelevanten Bestimmungen, allgemeinen Regelungen des Kapitalmarktrechts, im Kartellrecht, Datenschutzrecht und im Arbeitsrecht sowie etwaige sanktionsrechtliche Beschränkungen
  • Korruption, Betrug- oder Finanzmanipulation
  • Kartellrechtsverstöße
  • Änderungen steuerlicher Vorschriften, der Rechtsprechung und unterschiedlicher Auslegung existierender steuerlicher Vorschriften mit negativen Auswirkungen auf die Steuerpositionen in der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung
Risikoanstieg bedingt durch die zunehmende Anzahl von Regulierungen und Auflagen mit möglichen Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit.
Maßnahmen
  • Kontinuierliche Analyse von rechtlichen Änderungen zur rechtzeitigen Erkennung und Adressierung von potenziellen negativen Veränderungen
  • Auf- und Ausbau einer konzernweiten Compliance-Organisation
  • Konzern-Richtlinie zum Compliance-Management-System
  • Weiterentwicklung des zentralen IKS
  • Verhaltenskodex
  • Hinweisgebersystem
  • Fortlaufendes Monitoring von Steueränderungen
  • Regelmäßiger Austausch mit den steuerlichen Betriebsprüfern

Trend

Risiko-

bewertung:

bedeutend

Chancen
  • Rechtliche oder steuerliche Änderungen oder gerichtliche Entscheidungen mit positiven Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit und die finanziellen Kennzahlen des Fraport-Konzerns

Gesamtbeurteilung der Risiken und Chancen durch die Unternehmensleitung

Fraport konsolidiert und aggregiert alle von den verschiedenen Unternehmensbereichen und Konzern-Gesellschaften gemeldeten Risiken und Chancen, die im Rahmen des vierteljährlich stattfindenden Risikobewertungsprozesses berichtet werden. Darüber hinaus werden die Risiken und Chancen des Konzerns regelmäßig auf Vorstandsebene und im Rahmen der turnusmäßigen Planungsprozesse erörtert und beurteilt. Die Gesamtrisikolage im Geschäftsjahr 2022 hat sich im Wesentlichen durch die Entwicklung der Coronavirus-Pandemie verbessert, wobei gegenläufige Effekte resultierend aus den steigenden Energiekosten und dem steigenden Zinsniveau Auswirkungen auf die zukünftige Geschäftsentwicklung haben können (siehe oben beschriebene Trend-Entwicklungen). Die Wahrscheinlichkeit einer bestandsgefährdenden Entwicklung aus den vorstehend beschriebenen Einzelrisiken oder Kombinationen der Einzelrisiken ist aus Sicht des Vorstands unter Berücksichtigung der erwarteten weiteren Entwicklungen im Fraport-Konzern sehr unwahrscheinlich. Der Vorstand ist davon überzeugt, dass die Liquiditätsausstattung und Ertragskraft des Konzerns eine solide Grundlage für die künftige Geschäftsentwicklung bilden und die notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen, um Chancen, die sich dem Konzern bieten, effektiv zu verfolgen und zu nutzen.